Alte Gewohnheiten durchbrechen, gesünder leben

„Wir sind das, was wir wiederholt tun“ hat schon Aristoteles gesagt. Die Frage ist nur: Wie können wir uns umprogrammieren und unsere Gewohnheiten dauerhaft ändern?

Wir wissen, dass kleine Veränderungen im Alltag den Unterschied machen. Unser Körper verzeiht uns das eine oder andere Stück Schokolade ohne Probleme. Essen wir aber ständig entgegen den Bedürfnissen des Körpers, bekommen wir dauerhaft zu wenig Schlaf oder leben permanent im Stress, geraten wir ins Ungleichgewicht. Die meisten von uns wissen, was sie tun sollten, aber nicht, wie sie es dauerhaft im Alltag etablieren können. Wir fangen hoch motiviert an: Nach einem Qigong-Seminar wird täglich praktiziert, kein Kaffee, weniger Milchprodukte, gekochtes Frühstück, weniger Smartphone, und früher aufstehen, um dies alles in die neue Morgenroutine einzubauen. Ja genau, das klappt vielleicht ein paar Tage, maximal eine Woche. Dann kommt der erste Urlaub, die erste Einladung, eine Krankheit, Überstunden…und schon sind wir wieder da, wo wir angefangen haben. Dazu kommen dann Gefühle wie Resignation, Scham und Vergleichsgegenstand wie „alle andren schaffen es, nur ich nicht“.

Mit Qigong bei dir selbst angekommen. Die Welt sieht gleich ganz anders aus. Du begegnest ihr mit einem Lächeln, hast Nachsicht und spürst eine tiefe Gelassenheit. Du nimmst wahr, was wirklich ist.

Man sagt, wir bestehen zu etwa 95% aus Gewohnheiten. Rund 95% von dem, was wir tun, tun wir also nicht bewusst, sondern gesteuert durch unseren „Autopiloten“. Wir machen dies, weil wir es irgendwann mal so gelernt und schließlich verinnerlicht haben. So ist es wichtig, erstmal die Gewohnheiten ans Licht zu bringen, die den Tagesablauf bestimmen. Sie sind wie ein Eisberg, der Teil, der oberhalb der Wasseroberfläche sichtbar ist. Ihr Motor und damit ihr Ursprung liegen allerdings unterhalb der Wasseroberfläche. Also, zunächst sollten wir verstehen, wie Gewohnheiten funktionieren. Machst du etwas das erste Mal, fällt es dir schwer und du brauchst dafür viel Aufmerksamkeit. Mit der Zeit wird es leichter, nach und nach musst du nicht mehr darüber nachdenken. Je häufiger du eine Tätigkeit ausführst, desto tiefer sinkt sie in unser Nervensystem. Es ist tatsächlich so, dass die Nervenbahnen in unserem Gehirn stärker und stabiler werden, je öfter die Aktivität ausgeführt wird. So hast du wieder Kapazitäten frei, um neue Dinge zu lernen. Interessanterweise ist fast alles, was du tust, durch automatisierte Gewohnheiten gesteuert: wie du morgens aufstehst, die Art und Weise, wie du Zähne putzt, dich anziehst, Essen zubereitest, denkst und dich bewegst.

Ohne unser Zutun wird sich keine Veränderung einstellen!

Neue Wege gehen

Willst du diese tiefliegenden Gewohnheiten verändern, um z.B. in Zukunft täglich Qigong zu praktizieren, mehr frisch zu kochen oder früher ins Bett zu gehen…musst du einerseits einen ganz neuen Weg ins Geflecht der eigenen Nervenbahnen schlagen und gleichzeitig dem einfachen, bekannten und deshalb leichteren Weg widerstehen. Das ist für viele nicht so einfach – ABER MACHBAR und ES LOHNT SICH! Sich neue Dinge anzueignen ist gar nicht so kompliziert, du musst sie nur geduldig genug wiederholen. Aber Vorsicht, denn alles, was du wiederholst neigt dazu, sich in dir zu festigen. Prüfe doch bitte einmal, worin deine tagtäglichen Rituale bestehen. Mit jeder Wiederholung können sie sich festigen. Dieses Prinzip funktioniert übrigens mit Gedanken genauso wie mit Handlungen. Auch hier entstehen Verfestigungen durch Wiederholungen.

Für den Umbauprozess in deinem Gehirn braucht es ZEIT und RAUM. So wie Rom nicht an einem Tag erschaffen wurde, kann auch dein Nervensystem neue Wege nicht von heute auf morgen verändern. Anstelle von „alles sofort“, brauchst du kleine, kontinuierliche und machbare Schritte. Diese ermöglichen deinem Nervensystem, Neues anzunehmen und zu etablieren. Die Größe der Schritte sollte dem inneren Widerstand angepasst werden und nicht überfordern. Der Schritt muss klein sein, damit kein Widerstand auftaucht. Willst du früher aufstehen, um deine Morgenroutine mit Qigong zu etablieren, reicht es vollkommen aus, wenn du deinen Wecker 10 bis 15 Minuten früher stellst. Sind diese erstmal etabliert, ist es viel leichter, sie auszuweiten z.B. für ein warmes, gekochtes Frühstück. So wird ohne Stress über einen längeren Zeitraum aus den anfänglichen zehn Minuten eine stabile längere Morgenroutine.

Druck und Anspruch reduzieren
Bei der Änderung deiner Gewohnheiten ist es auch wichtig, Druck und Anspruch an dich selbst zu reduzieren. Du willst wahrscheinlich, dass deine Weiterentwicklung linear läuft. Jeden Tag ein Stückchen besser. So funktioniert das Leben aber nicht.
Der Mittelwert ist steigend, aber die Amplitude pendelt um den Mittelwert herum. Du brauchst die erwartenden Erfolge, die dir ein gutes Gefühl verschaffen und motivieren. Ebenso brauchst du die Tiefs, in denen du nicht mehr verstehst, warum es auf einmal nicht mehr klappen will. Du merkst, dass du dich ohne das morgendliche Qigong-Praktizieren oder ohne das warme Frühstück unwohl fühlst. Diese quasi Tiefs, lassen dich den Unterschied spüren. Du nimmst oftmals nur wahr, wie gut dir die Gewohnheiten aus der Traditionell Chinesischen Medizin tun, wenn du auch immer mal wieder merkst, dass das Wohlbefinden abnimmt, wenn du von diesem Pfad abweichst. Das macht es auf Dauer viel leichter, an den Gewohnheiten dranzubleiben.

Gesundheit, Wohlbefinden, geistige Klarheit, innere Kraft… werden dein Lohn sein.

Liebevoller Umgang mit dir selbst
Du kannst deine Gewohnheiten nur verändern, wenn du lernst liebevoller mit dir selbst umzugehen. Oft willst du dich besser ernähren, damit du abnimmst, deine Haut besser wird oder weil es richtig wäre. So, wie du bist, gefällst du dir nicht, und du missbrauchst das Thema Ernährung, um dich so zu verändern, wie du dich haben willst. Dieser Weg ist aber eine Sackgasse, denn wenn du so agierst, handelst du aus einer Haltung, die gegen dich ist. Erlaube dir kleine Schritte ohne Druck, fang an, aus einer Haltung zu handeln, die für dich ist. Fang an, dich so zu akzeptieren, wie du bist und Veränderungen voranzubringen, um dir etwas Gutes zu tun. Nicht um die vermeintlichen negativen Seiten weg zu kontrollieren. So wird es mit einem positiven Vorzeichen viel leichter. Ein Sprichwort sagt sinngemäß, dass der Geist die Form dessen annimmt, worauf man ihn bettet. Wenn du deinen Geist auf Sorgen, Selbstkritik, Wut… bettest, wird dein Gehirn nach und nach diese Form annehmen und neuronale Strukturen und Dynamiken entwickeln, die Angst, ein geringes Selbstwertgefühl und Gereiztheit mit sich bringen. Wenn du deinen Geist jedoch regelmäßig auf der Überzeugung bettest, dass es dir jetzt gerade gut geht, dass du das Gute in dir selbst siehst, dass du deine Qigong Praxis genießt, dann wird dein Gehirn nach und nach die Form von ruhiger Stärke annehmen, von Selbstvertrauen und inneren Frieden. Das Gehirn reagiert nachweislich leider stärker auf einen negativen Stimulus als auf einen gleich intensiven positiven.

Qigong hilft dir dabei, immer wieder mal einen Schritt beiseitezutreten und das Hamsterrad zu verlassen. Es geht darum, in den Moment zu kommen, wahrzunehmen, was jetzt gerade ist.

Wandel braucht Zeit
Wenn du diese drei Dinge beachtest, gibst du dir Zeit, die du brauchst, bist gnädig mit dir, wenn du mal wieder in einem Tal deiner Amplitude angekommen bist und anstatt dich dafür auch zu entwerten, findest du Freude an dem Prozess. Nur so wird früheres Aufstehen, Qigong praktizieren, gesunde Ernährung, ein erholsamer Schlaf… ein Akt der Selbstfürsorge anstatt der Selbstkasteiung. Nimm das Gute in dich auf und lass` die Angst vor Unvollkommenheit los. So simpel und doch so wirksam funktioniert in unserem Bewusstsein ein Wandel hin zu dauerhaft gesünderen Gewohnheiten. Auf den ersten Blick unterschätzt man vielleicht die Kraft dieser scheinbar einfachen Übungen, doch durch die sogenannte Neuroplastizität wirst du dein Gehirn nach und nach verändern. Wenn du dir erlaubst, täglich Qigong zu praktizieren, dich damit in dein inneres Gleichgewicht zu bringen, verändert sich nach und nach dein Körper, deine Emotionen und dein Geist. Du spürst, wie viel besser du dich fühlst, wenn du Qigong praktizierst. Und so entsteht nach und nach ein immer größeres Bedürfnis, dich energiegeladen, kraftvoll, freudvoll und in Balance zu fühlen. Das regelmäßige Üben führt nicht nur zu einer angenehmen Erfahrung während des Übens, sondern verändert in dir deine Strukturen nachhaltig. Du änderst dich also, wenn du das wirklich möchtest, auch fundamental – und dies in jedem Alter!

Mit Geduld zähmt man sogar wilde Tiere. Weshalb sollten wir also unseren Verstand nicht zähmen können? Dalai-Lama XIV

Die Architektur des Geistes formen
Die weisen Daoisten wussten schon vor Tausenden von Jahren, was die Neurowissenschaftler in den letzten Jahrzehnten entdeckt haben: Du kannst dein Gehirn und Nervensystem aktiv verändern und neue Strukturen aufbauen. Wir können die Architektur unseres Gehirns formen und damit auch die Art und Weise, wie wir unser Leben erfahren und die Welt wahrnehmen. Wir sind in der Lage, bewusst unser Gehirn neu zu vernetzen, um zum Beispiel mehr Raum für Gesundheit, Glück und Gelassenheit im Leben zu schaffen. Die Fähigkeit des Gehirns, neue neuronale Verbindungen zu knüpfen und neue Funktionen zu entwickeln, wird als Neuroplastizität bezeichnet. Als Reaktion auf Erfahrungen ändert das Gehirn seine Struktur. Die Formbarkeit des Gehirns besteht ein Leben lang. Heute weiß man: Das Gehirn verändert sich als Reaktion auf unseren Fokus der Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist der Prozess, durch den Energie und Information durch die neuronalen Netze des Gehirns gebündelt werden, so Prof. Siegel, einer der führenden Köpfe auf diesem Gebiet. Indem wir bewusst Energie und Information fokussieren, können Neuronen aktiviert, Gene eingeschalten und in den Verbindungen zwischen den Neuronen strukturelle Veränderungen hervorgerufen werden. Durch unseren Geist verändern wir die physische Struktur unseres Gehirns. Dies kommt der taoistischen Vorstellung nahe, nach der unsere Aufmerksamkeit das Qi lenkt. Qigong ist immer Achtsamkeit. Die Ausführungen achtsamer Körperbewegungen, das bewusste Spüren in die Organe, innere Zustände und Energien, das Fokussieren oder Erweitern der Aufmerksamkeit, all diese menschlichen Aktivitäten sind wie ein Muskeltraining, welche das Wachstum der Nervenverbindungen im präfrontalen Cortex fördert und zu einer Klarheit des Geistes führt.

Führen wir in Qigong beispielsweise Energie mit dem Geist durch den Körper, nimmt die neuronale Aktivität zu. Je öfter wir diesen Prozess machen, einhergehend mit den damit verbundenen Erfahrungen und Empfindungen, desto mehr werden solche Schaltkreise des Gehirns und Nervensystems gestärkt und neu verdrahtet, die diese Erfahrung unterstützen. Sind diese Schaltkreise durch wiederholtes Praktizieren gut ausgebaut, genügt ein geringer Stimulus, um das gesamte Netzwerk zu aktivieren.

 

Zur Förderung neuroplastischer Veränderungen und dauerhafter Installierung einer Erfahrung im Nervensystem sind folgende Faktoren wichtig:

  • Dauer: Je länger, desto besser.
  • Intensität: Die Erfahrung stärker werden lassen.
  • Vielseitigkeit: Verschiedene Aspekte der Erfahrung wahrnehmen,
    besonders Sinneseindrücke, Körperempfindungen, Gefühle
  • Visualisierung: Bilder und Imaginationen sind das Tor zum Unbewussten und zu Emotionen.
  • Neuigkeitswert: Unser Gehirn liebt Neues: Was ist neu, unbekannt und frisch an dieser Erfahrung?
  • Relevanz: Was ist an dieser Erfahrung für mich interessant, mir wichtig?
  • Regelmäßigkeit: Häufige kurz ist besser als einmal lang. Das Gehirn lernt am besten aus kleinen Erfahrungen, die sich viele Male wiederholen. Möglichst täglich über einen längeren Zeitraum. Auch für die erfolgreiche Wirkung von QiGong und meditativen Praktiken gilt: besser zehn Minuten täglich als einmal eine Stunde wöchentlich.

 

Bereit für eine neue Reise? Ich freu  mich auf dich!