Die hohe Kunst des QiGongs:
Jede Kunst hat,
wie wir wissen, ihre Technik, die man erlernen muss.
Technik und
Lernen brauchen Zeit.
Wenn der Künstler
jedoch einmal die Technik vollendet beherrscht, geht er über sie hinaus.
Und
überwindet die Zeit.
Du berührst etwas
in dir selbst. Oder vielmehr, in dir erwacht etwas zum Leben.
Etwas, das schon
immer da war. Ein Rätsel, ein Widerspruch?
Es ist das
Geheimnis, das Mysterium jeglicher Kunst.
Kunst, die es dir ermöglicht, das
Absolute zu berühren.
Mit deinem eigenen, menschlichen Tun.
Ob du diese
Qualität erreichen wirst, oder ob du nur ein guter Techniker sein wirst kann man
nicht voraussagen.
Ist es eine Frage der Anstrengung, der Beharrlichkeit?
In gewisser
Hinsicht schon. Denn am Anfang musst du dich anstrengen.
Doch seltsamerweise
wird bald die Anstrengung zum Hindernis.
Anmut,
Spontaneität kann man das lernen?
Einfache Dinge
sind…so einfach. Und doch so schwierig.
Auf dem Boden
stehen, den Rücken gerade halten und doch entspannt bleiben.
Die Schultern
locker, den Hals frei, deine Beine frei und doch durchgestreckt!
Oh ja, es ist
alles so einfach. Aber…
Oh, mein armer
Rücken!
Oh meine Beine!
Einfach, gewiss,
und dennoch fast unmöglich!
Unmöglich für
dich.
Wir verwechseln
meistens Lernen und Informationen-Aufnehmen.
Mit Informationen
stopfen wir uns den Kopf voll.
Hier aber lernen wir mit unserem Körper, mit
unserem ganzen Wesen.
Am Anfang
schwirrt dein Geist bei den Übungen hin und her, vom Gesagten zu Dir.
Ah ja, so muss
ich es machen…und dann…mal sehen.
Dein Denken
wandert hin und her zwischen deinem Kopf und deinen Händen, Füßen.
Es pendelt.
Zwischen zweien.
Zwei! Das ginge ja noch.
Aber in Wirklichkeit hüpft dein Denken ja von einer
Stelle zur anderen, zur Brust….
Dann zum
Gesagten…dann zu…mal sehen… den Armen.
Dann zum Gesagten…dann zu ..den Beinen..
Lauter Einzeleile.
Das bist du.
Aber nach und
nach werden Verbindungen entstehen.
Deine Hände werden von ganz alleine ihren
Weg kennen: Die Brust, die Arme, die Beine…
Und nicht, weil
es in einem Buch steht, weil es so gesagt wurde.
Sondern einer inneren
Notwendigkeit folgend.
Und dann, eines
Tages hast du das Gesagte, das Buch, das Skriptum ganz vergessen.
Kein Pendeln
mehr. Keine Trennung mehr von Geist und Händen.
Die Einheit rückt
näher.
Die Einheit ist
nicht mehr weit.
Bald wird dich
der Rhythmus von einer Bewegung zur nächsten führen.
Der Rhythmus ist
unbedingt notwendig. So wird QIGONG zur hohen Kunst.
Nun wirst du
verstehen, warum ich sage, dass QIGONG lediglich eine Technik bleiben
kann,
eine körperliche Übung, die ohne Zweifel hilft.
Aber dass es auch
zu etwas Tieferem werden kann.
Nur Technik. –
Oder Kunst.
Und wie in jeder
Kunst brauchst du einen guten Lehrer, der dich begleitet.
Es gibt Dinge, die man einfach nicht aus Büchern lernen kann.
Diese Qualität können Bücher nur jenen vermitteln, die bereits darum wissen.
Du brauchst einen Lehrer, der dich mit Freude lehrt.
Alles, was Du
brauchst, ist Aufmerksamkeit, Offenheit.
Und große
Schlichtheit.
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